Persönlichkeitsentwicklung im Fußball – Glaube nicht immer, was du denkst!
Warum du nicht immer glauben solltest, was du denkst
85 Minuten sitzen wir auf der Bank, hadern, regen uns auf, sind total unzufrieden mit der Performance der Mannschaft. Dann: Eine letzte Ecke. Der Ball segelt ein, wird abgefälscht und der Ball findet den Weg ins Tor – 1:0. Eine Jubelarie und wenige Tage später sieht das Fazit etwa so aus: „Wir waren sicherlich nicht gut im Spiel, aber auf Strecke haben wir uns das Ergebnis doch durch Einsatz und Willen erarbeitet und verdient“.
Was hat sich verändert? Ist unser Spiel auf einmal doch besser gewesen, als wir dachten oder hat sich die Leistung der Mannschaft durch eine Aktion verändert? Die Antwort ist der „Outcome Bias“ (engl. für kognitive Verzerrung) – wir bewerten Dinge anders, wenn das Ergebnis (Outcome) feststeht. Auf einmal „war es gar nicht so schlecht“.
Warum wir niemals Spiele(r) zusammen anschauen sollten
Das Ergebnis ist aber nicht das Einzige, was unsere Bewertung verändern kann. Wann kam das letzte Mal ein Trainerkollege oder eine Kollegin und sprach über einen Spieler, den ihr nicht kennt. „Er hat ein gutes Tempo, ist aber ein bisschen faul gegen den Ball“. Und schon sind wir wieder beeinflusst.
Egal, was der Spieler macht, dieser Anker ist fest in uns und mit dieser Schablone bewerten wir den Spieler („Anchoring Bias“). Was also tun? Guckt euch Spieler (und auch Spiele) immer unabhängig voneinander an. Sitzt oder steht ihr trotzdem zusammen, vereinbart Stillschweigen über den Spieler und vergleicht im Nachhinein eure schriftlichen (!) Notizen. Auf diese Art und Weise beeinflusst ihr euch nicht gegenseitig und kein Eindruck geht verloren.
„Im Nachhinein sind wir immer schlauer“ – Oder doch nicht?
Mal ganz ehrlich: Oft beruhigen wir uns doch selbst. Ist ein Training, ein Spiel, eine Saison zu Ende ist das generelle Fazit: „Man gut, dass wir das so und so gemacht haben – es war die richtige Entscheidung“. Doch: Ist das so? Nein, hier unterliegen wir gleich mehreren „Biases“. Zum einen filtern wir alle Informationen so, dass sie unsere Entscheidungen unterstützen („Choice Supportive“). Zum anderen können wir nur verfügbare Informationen („Availability Heuristic“) mit einbeziehen, soll heißen: Niemand weiß, was passiert wäre, wenn man etwas anders gemacht hätte. Strenggenommen wissen wir im Nachhinein also nicht, was die beste Option gewesen wäre.
Was tun?
Um sich diesen Verzerrungen nun zu entziehen gibt es mehrere Möglichkeiten. Der erste Schritt ist, wie fast immer, die Erkenntnis. Dadurch, dass du diesen Blog gelesen hast, bist du jetzt schon einen Schritt weiter und kannst in Zukunft jede Situation danach filtern, was du hier gelernt hast. Eine andere Methode ist das Feedback anderer, am besten außenstehender, Personen. Achtet nur darauf, dass ihr sie neutral nach ihrer Meinung fragt und nicht schon mit Informationen in eine Richtung lenkt.
Übrigens: Das Nicht-Erkennen solcher kognitiven Verzerrungen oder „Biases“ ist ebenfalls eine Verzerrung, ein „Bias“. Aber das haben wir ja jetzt abgehackt.