Corona und Spielbetrieb? Jein!
Vor vielen Monaten hat unser Autor Steven einen Blogbeitrag verfasst, der eine ähnliche Überschrift trug. Damals zielte dieser jedoch darauf ab, mehr zu spielen als zu üben. Heute – in Zeiten von Corona – stellen wir uns die Frage, wann wir unserem geliebten Fußballspiel überhaupt wieder nachgehen dürfen. Unsere Autoren haben einige Pro und Contras für die Wiederaufnahme des Trainings-und Spielbetriebs gesammelt und geben einen Ausblick.
Das aktuelle Meinungsbild
Unsere Umfrage, die wir in den sozialen Netzwerken kurz vor dem Schreiben dieses Blogartikels gestartet haben, hat schnell eine Tendenz ausgewiesen: mit dem Training wieder anfangen? Über 80% sagen: ja, schnellstmöglich. Mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs sieht es da schon anders aus. Hier sind über die Hälfte der Personen der Meinung, dass dieser eher abgebrochen werden sollte.
Das Für
Dabei ist der Schrei nach Fußball im Amateurbereich in den vergangenen Wochen immer lauter geworden. Alle sehnen sich nach Normalität und sportlichem Miteinander an der freien Luft. Für die Spieler im Jugendbereich würde dies soziale Interaktion mit Gleichaltrigen bedeuten, die auch aufgrund des Schulausfalls in den letzten Wochen doppelt wegfiel. Das viele unserer Kinder sowieso unter Bewegungsmangel leiden, haben schon Studien vor Corona gezeigt. Hinzu kommt die fußballerische Entwicklung der Spieler. Von einer verlorenen Generation war in den Medien bereits reißerisch die Rede. Gerade, wenn wir über den ambitionierteren Fußball nachdenken, ist dies ein Thema, worüber zunehmend gesprochen wird.
Das Wider
Dem gegenüber steht, dass in Zeiten der Pandemie Gesundheitsschutz für sich und seine Mitmenschen höchste Priorität hat. Wenn Kinder nicht einmal zur Schule gehen dürfen, dann findet eben auch kein Vereinssport statt.
Darüber hinaus ist es so, dass die Umsetzbarkeit in der kalten Jahreszeit schwieriger ist. Das Einhalten von Abständen in der Kabine ist nicht möglich. Duschen ist nicht erlaubt. In nasser und durchgeschwitzter Kleidung durch die Kälte nach Hause gehen oder fahren ist sicher nicht gesundheitsfördernd.
Der Wettkampf
In den kommenden Wochen wird sicherlich darüber zu sprechen sein, ab wann wieder trainiert werden darf. In Bezug auf das Thema Wettkampf sieht es anders aus. Erste Verbände haben bereits angekündigt, den Spielbetrieb nicht fortzuführen, andere haben noch Hoffnung und halten eine Fortsetzung für erstrebenswert. Der entscheidende Unterschied zum Training ist, das Punktspiele mit Reisen verbunden sind und dies das Infektionsrisiko erhöhen kann, da mehr Menschen zusammenkommen, auch solche, die an der Durchführung der Wettkämpfe beteiligt sind. Bei der Austragung werden zwangsläufig auch Kabinen genutzt, in denen Menschen nah beieinander sein werden.
Des Weiteren ist in den meisten Ligen erst so wenig gespielt worden, dass die Wiederaufnahme des Spielbetriebs einen straffen Zeitplan bedeuten würde und diese Belastungen gut gesteuert werden müssen, um Verletzungen zu vermeiden. Verletzungen wären an dieser Stelle der doppelte Worst-Case. Viele Verletzte gefährden zusätzlich zu Corona den Spielbetrieb und auch die Perspektive des lebenslangen Kickens. Man versetze sich in einen Spieler oder eine Spielerin, die nach 6 Monaten ohne Wettbewerb sich schwer verletzt und weitere Monate ausfällt. Kehren diese Kinder dem Fußball nicht den Rücken?
Also gar nicht mehr im Wettkampf miteinander messen? Vielleicht ist der Freundschaftsspielbetrieb realistischer.
Dem gegenüber steht, dass Wettkämpfe zur Entwicklung von Spielern dazugehören und diese essentiell sind. Training hin oder her – im Wettspiel mit anderen Mannschaften machen die Spieler andere Fortschritte. Wie sollen sich Spieler ohne Wettkämpfe präsentieren, um sich beispielsweise für eine höherklassige Mannschaft im Seniorenbereich zu qualifizieren?
Die Werte schaffen Meinung
Ob ich als Trainer nun für die Wiederaufnahme des Trainings- oder gar Spielbetriebs bin, dass liegt vor allem an meinem Wertesystem. Steht die Entwicklung der Spieler für mich an oberster Stelle, dann werde ich dem Re-Start sicher mehr entgegenfiebern, als wenn ich Gesundheit als oberste Prämisse aller Handlungen ansehe. Hier gibt es sicher kein richtig oder falsch, sondern einfach eine Diskussion, in der es eine Lösung zu finden gilt, mit der beide Seiten auskommen können.
Fazit
Letztendlich werden die Fallzahlen der kommenden Wochen darüber entscheiden, ob und wie es weitergehen wird. Wir hoffen, dass vor allem der Trainingsbetrieb in naher Zukunft wieder aufgenommen werden kann. Ob bereits in einigen Wochen auch Jugendliche oder Amateurfußballer durch Deutschland reisen müssen, um Wettkämpfe auszutragen, steht auf einem anderen Blatt.
Wir von Coach2 stehen dabei ganz klar für die Präferenz auf den Trainings- und Freundschaftsspielbetrieb. Der Schlüssel an dieser Stelle ist, wie immer, der Trainer, der hierdurch die Möglichkeit erhält, seine Wettbewerbe an die Mannschaft anzupassen und nicht umgekehrt. Darüber, dass Jungs und Mädels bei einem vermeidlichen Freundschaftsspiel vielleicht nicht „alles rausholen“ würden, braucht man angesichts der aktuellen Aussichten gar nicht erst nachdenken…