Was du für deine Trainerkarriere vom Superbowl LV lernen kannst
Das größte Sportevent der Welt ist natürlich auch an Coach2 nicht spurlos vorübergegangen. Mit einem etwas anderen Blick auf das Geschehen beobachteten unsere Autoren die 55. Ausgabe des Footballendspiels. In diesem Blogartikel haben wir unsere viel gesehenen Instagram Storys jener Nacht zusammengefasst (mehr dazu auf Instagram: https://www.instagram.com/coachsquared/).
Deine Vergangenheit bestimmt nicht deine Zukunft
Wir Trainer müssen immer wieder Talent einschätzen und beispielweise entscheiden, welcher Spieler Teil unserer Mannschaft wird oder wer es in die erste Elf schafft. Dabei werfen wir allzu häufig einen Blick in die Vergangenheit, um zu sehen, was er oder sie bisher geleistet hat. Selbiges projizieren wir (mit viel Hoffnung) in das nächste Spiel, die nächste Saison und allgemein in die Zukunft.
Dies kann nicht selten ein absoluter Trugschluss sein: Tom Brady, seines Zeichens der größte Quarterback aller Zeiten, wurde in der Draft im Jahr 2000 an Stelle 199 gezogen. Heißt: 198 Spielern wurde zu dem Zeitpunkt mehr zugetraut als Brady.
Ein guter Start ins Spiel bedeutet nicht alles
Brady setzte den ersten Touchdown des Spiels. Erstaunlich daran: Er spielte seinen zehnten (!) Superbowl und warf den ersten Touchdown in einem ersten Viertel.
Auch wir Fußballtrainer freuen uns über einen guten Start oder eine gute Anfangsviertelstunde im Spiel. Schauen wir jetzt einmal in die Bundesliga: Viele Teams schaffen es, gegen die Bayern zu Beginn gut mitzuhalten, vielleicht auch zu treffen. Gute Mannschaften passen sich jedoch (intuitiv) an neue Situationen an und verbessern sich innerhalb des Spiels. Weniger gute Teams brauchen die taktische Sicherheit der ersten Minuten zusätzlich zur physischen Frische und bauen mit neuen Aufgaben im Spiel zunehmend ab. Der Bayerndusel ist also Qualität und kein Zufall.
„Erfahrung wird uns in dem Spiel nicht weiterhelfen. Nur die Qualität an dem Tag wird uns zum Sieg bringen – die Qualität unter Druck unsere Leistung zu bringen“ – Tom Brady
Daseinsberechtigung von Trainern: Die Abrufbarkeit von Leistung erhöhen
US Sport ist anders als in Europa. Alles ist etwas größer, sehr viel mehr Show und andere Vokabeln. In diesen Vokabeln lassen sich häufig auch andere Herangehensweisen entdecken. In einem Statement vor dem Spiel sagte Brady: „Erfahrung wird uns in dem Spiel nicht weiterhelfen. Nur die Qualität an dem Tag wird uns zum Sieg bringen – die Qualität unter Druck unsere Leistung zu bringen“. Das drückt sehr gut die Herangehensweise in vielen US-Sportarten aus. Es geht nicht darum, einen Pass zu spielen oder einen Wurf zu treffen – es geht darum, den Pass zu spielen, wenn es darauf ankommt – und das ist eben nicht dasselbe. Aus unserer Vorstellung heraus ist genau das die Aufgabe von Trainern: Ihren Spielern helfen, am Spieltag so gut es geht zu performen. Aus dieser Zielstellung heraus ergeben sich viel klarere Trainingsmethoden und Herangehensweisen.
Nichts geht über ein eingespieltes Team
Nicht nur einmal führte die Connection Brady-Gronk zu einem Touchdown. Natürlich profitieren die beiden von ihrer gemeinsamen Zeit in New England und den zahlreichen Spiel- und Trainingsstunden gemeinsam. Dabei ist die Sache genauso intuitiv klar wie wissenschaftlich belegt: Beide sind in die Lage, die Bewegungen des jeweils anderen deutlich früher zu antizipieren als andere Mitspieler oder eben der Gegner.
Für uns Fußballtrainer ergeben sich daraus zwei Ziele:
- Halt deine Spieler so gesund und verletzungsfrei wie möglich, damit sie
- möglichst viele Stunden gemeinsam auf dem Platz miteinander zocken können (Spiel & Spielformen).
“The measure of who we are is how we react to something that doesn’t go our way.” – Gregg Popovich
One Play at a Time
Wieder eine dieser typisch amerikanischen Aussagen, die viel Wahrheit beinhaltet. Stell dir vor, du bist Trainer von Kansas City und hältst die Ansprache in der Halbzeit. Was sagst du deinem Team? Zunächst einmal folgendes: JEDER Trainer sollte demütig genug sein und sich bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Saison überlegen, wie er und seine Mannschaft mit schwierigen Situationen umgehen will. Ist das transparent und klar, kann es eben in diesen Situationen wichtige Sicherheit schaffen (Das hat übrigens nichts mit einer selbsterfüllenden Prophezeiung zu tun. Wenn du ins Auto steigst schnallst du dich auch an, ohne einen Unfall bauen zu wollen ;)). Keine Erwartungen – sei einfach nur vorbereitet.
Eine konkrete Möglichkeit ist, den Fokus auf das nächste ‚Play‘ zu legen und damit weg vom großen Ganzen, dem Ergebnis. Je mehr Spieler im eigentlichen Tun aufgehen, desto besser deren Performance oder wie es so schön heißt: „One Play at a Time“.