Zückt eure Waffen!
Zugegeben: unsere heutige Überschrift ist provokant, aber in unserem heutigen Blogartikel ist für jeden Trainer, auch aus dem Juniorenbereich, etwas dabei. Wir geben euch nützliche Tipps, wie ihr die Fähigkeiten eurer Spieler einschätzen könnt und somit schneller daran arbeitet, sie besser zu machen.
Waffen – wir brauchen Waffen
Jeder Trainer wünscht sich, dass er Spieler in seinem Kader hat, die den Unterschied machen können. Hat der Trainer solche Spieler nicht, will er sie dahin entwickeln. Um einen Unterschied machen zu können, benötigen Spieler „Waffen“. Dies sind Fähigkeiten, die besonders gut ausgeprägt sind. Der Spieler hat durch seine Waffe einen Vorteil gegenüber anderen Spielern. Waffen können dabei physische oder konditionelle Attribute sein, wie zum Beispiel Robustheit oder Schnelligkeit, aber auch fußballerische Fähigkeiten, wie ein guter Distanzschuss, Dribbelqualitäten oder exzellentes Passspiel. Weiterhin können auch kognitive Fähigkeiten, wie zum Beispiel Orientierung, Waffen sein.
Wie die Waffe noch besser zur Geltung kommt…
Solche Attribute werden natürlich erst zu Waffen, wenn der Spieler sie einzusetzen weiß. Er benötigt somit unterstützende Fähigkeiten, die die Waffen zur Geltung bringen. Ist beispielsweise die Waffe eines Flügelspielers seine Schnelligkeit, so sollten seine unterstützenden Fähigkeiten im Bereich des ersten Kontakts und im Tempodribbling liegen. Was würde Alphonso Davies seine Schnelligkeit nützen, wenn ihm jeder Ball verspringen und er bei seinen Ballberührungen ein falsches Timing hätte, weil er nicht wahrnimmt, wie weit Gegenspieler entfernt sind. Wichtig ist also immer der Spielkontext – Waffen haben schließlich keinen Selbstzweck.
Warum es trotz Waffe doch nicht für ganz oben reicht…
Wir machen dann noch eine dritte Kategorie auf: limitierende Fähigkeiten. Das sind jene, die der Spieler nicht gut beherrscht. Im Extremfall sorgen sie dafür, dass der Spieler durch diese Limits nicht in einer höheren Spielklasse agieren kann. Auch hierfür ein Beispiel: fehlt dem Stürmer ein guter erster Kontakt und Vororientierung, kommt seine Waffe, die im Bereich des Torschusses liegt, auf einem bestimmten Niveau nicht mehr zur Geltung. Ihm verspringt unter Druck zu oft der Ball, er nimmt Gegnerdruck oft falsch wahr und kommt somit nur selten zum Abschluss. Dies kann unter Umständen dafür sorgen, dass der Spieler nur in einer bestimmten Spielklasse bestehen kann. Limitierende Fähigkeiten liegen oft im athletischen oder kognitiven Bereich. Es fehlt beispielsweise an Bewegungsgeschwindigkeit oder an Wahrnehmungsschnelligkeit. Ein Ansatz ist es, limitierende Fähigkeiten zu kaschieren, indem beispielsweise eine neue Position gefunden wird oder aber Mitspieler unterstützen.
Auf das Niveau kommt es an!
Für den Trainer ist in seiner Einschätzung wichtig, das Niveau zu beachten – genauer gesagt das Zielniveau. Er muss immer wissen, wofür er ausbildet. Je nach Niveau ist der Gegner-, Raum-und Zeitdruck ein anderer. Hat der Spieler mit dem schlechten ersten Kontakt in der Bundesliga keine Chance, so ergibt sich in der Landesliga wohlmöglich noch die Einschusschance. Bei Spielerverpflichtungen, gerade aus unteren Spielklassen, muss berücksichtigt und hinterfragt werden, ob die Waffen des Spielers auch in der höheren Spielklasse zur Geltung kommen. Als Trainer muss ich die Anforderungen des Niveaus also bestens kennen.
Im Training vor allem an der Waffe arbeiten!
Der Fokus in der Trainingsarbeit sollte stärkenorientiert sein. Der Trainer muss die Waffen des Spielers herausarbeiten und sie durch unterstützende Fähigkeiten zur Geltung bringen. Der Abbau von Schwächen, also limitierenden Fähigkeiten, kommt erst an dritter Stelle. Gerade unsere jungen Spieler brauchen Erfolgserlebnisse. Das wichtigste bleibt jedoch, das wir ins Spielformen an unseren Waffen arbeiten! Wir ergänzen somit „Lasst die Spiele beginnen“ um „und zückt eure Waffen!“.